Ascorbin

Vitamin C

"Vitamin C wird sehr schnell ausgeschieden." Diese Aussage suggeriert, dass die Einnahme nichts nützt. Das Gegenteil ist der Fall. Alle aufgenommenen Moleküle werden mehr oder weniger schnell auch wieder ausgeschieden. Deshalb müssen wir essen, trinken und atmen, um zu leben. 

Bei keinem anderen Vitamin halten sich seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hartnäckig einige Fehlinformationen und Vorurteile wie beim Vitamin C. Ein untragbarer Zustand, der Millionen Menschen daran hindert, in Gesundheit zu leben. Dabei definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Gesundheit ist ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheiten und Gebrechlichkeit." Und weiter: "Das Bewahren eines Gesundheitszustandes, der den höchsten erreichbaren Normen entspricht, ist eines der fundamentalen Rechte jedes menschlichen Wesens...". Dieses Recht haben offenbar nur wenige. Mit fadenscheinigen Argumenten und Angstmacherei werden die meisten von der physiologischen Verwendung des Ascorbins abgehalten.

Es ist eher selten, dass wissenschaftliche Entdeckungen schnell angewendet werden. Zwei Beispiele hierfür sind die sieben Jahre zwischen der Entdeckung der Kernspaltung 1938 und ihrer Anwendung 1945 sowie die Entdeckung des Insulins 1922 durch Sir F. G. Banting, C. H. Best, J. J. R. McLeod und J. B. Collip und die Behandlung Tausender Diabetiker bereits zwei Jahre später.

Meist verstreichen Jahrzehnte zwischen Entdeckung und Anwendung. Alexander Fleming entdeckte 1929 die antibakterielle Wirkung des Penicillins. Der klinische Einsatz begann 1941 unter W. H. Florey und E. W. Chain.

Bereits im Jahr 1905 entdeckte Walter Krienitz Bakterien im Zusammenhang mit Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Als deren Hauptursachen betrachtete man noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Ungleichgewicht zwischen Magensäure und Magenwandschutzstoffen, Acethylsalicylsäure und psychische Faktoren. 1983 entdeckten die Australier Barry Marshall und John Robin Warren das Bakterium Helicobacter pylori als Ursache der Ulcera. Ungewöhnlich rasch (Wahrscheinlich, weil Marshall mit einem Selbstversuch seinen Ergebnissen Nachdruck verlieh: Er trank eine Lösung mit H. pylori, bekam eine schwere Gastritis und heilte diese mit Antibiotika.) wurde diese Erkenntnis bereits 1989 weltweit von den medizinischen Autoritäten akzeptiert, die beiden Forscher erhielten viele Preise und im Jahr 2005 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Der ungarische Arzt Ignaz Philipp Semmelweis empfahl ab 1847, sich zwischen den einzelnen Entbindungen mit chloriertem Wasser die Hände zu waschen. Damit reduzierte er die Müttersterblichkeit an Kindbettfieber. Die Säuglingssterblichkeit sank von 16 % auf 1 %. Diese Präventionsmaßnahme wurde vom medizinischen Establishment abgelehnt und erst viele Jahre nach seinem Tod 1865 endlich akzeptiert. Wie viele Menschen mussten in dieser Zeit überflüssigerweise sterben?

Spielen Glaubensüberzeugungen eine Rolle, dauert es noch länger. Galileo Galilei trat seit 1610 öffentlich für das heliozentrische Weltsystem des Nikolaus Kopernikus ein und befasste sich auch mit einer Neuinterpretation der Heiligen Schrift. Vor der Inquisition musste er am 22. Juni 1633 seinen "Irrtum" widerrufen und wurde für den Rest seines Lebens zu Hausarrest in seinem Landhaus in Arcetri verurteilt und verbannt. Ihn rehabilitiert und die Verurteilung als ungerechtfertigt bezeichnet hat die katholische Kirche 1992, 359 Jahre später, unter Karol Wojtyla, Johannes Paul II. - vielleicht, weil Kopernikus auch Pole war?

Der Arzt und biochemisch/physiologische Forscher Dr. Albert Szent-Györgyi, geboren in Budapest und in die USA emigriert, hat 1928 das Vitamin C isoliert und wurde dafür 1937 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Bereits damals hatte er erkannt, dass richtig dosierte Vitamine enorme Gesundheitsverbesserungen bewirken können. Trotzdem ignorieren Ernährungswissenschaftler und Ärzte bis heute die Beweise für den Wert einer optimalen Dosierung und empfehlen kaum mehr als die Mindestdosen, die Mitte des 20. Jahrhunderts zur Vorbeugung gegen Vitamin-Mangelkrankheiten festgelegt wurden und bis zum heutigen Tag ihren Niederschlag in den Referenzwerten für die Nährstoffufuhr der Deutschen Gesellschaft für Ernährung finden (jeweils in Milligramm pro Tag), obwohl die Toxizität dieser Substanzen erst in einem Bereich beginnt, der circa 10000-fach höher liegt als diese Minimaldosen. Ein Novum ist die Erhöhung der empfohlenen Tagesdosis für Vitamin D und das Zugeständnis, dass Vitamin D nicht nur gegen die Rachitis eine Rolle spielt, sondern bei allen chronischen Krankheiten erniedrig ist:

Gegen Beriberi genügen 1,0 - 1,4 mg Vitamin B1 (Thiamin), gegen Pellagra 13 - 18 mg Vitamin B3 (Niacin), gegen perniziöse Anämie 0,003 - 0,004 mg Vitamin B12 (Cobalamin), gegen Skorbut 100 mg Vitamin C (Ascorbin) und gegen Rachitis bis 2011 0,005 mg (200 IE), seit 2011 0,020 mg (800 IE) Vitamin D.

Linus Pauling, PhD, erhielt 1970 auf seinen Brief an Szent-Györgyi mit der Frage nach dem Bedarf an Vitamin C folgende Antwort: "Ich habe von Anfang an den Eindruck gehabt, dass die Mediziner die Öffentlichkeit über den Wert der Ascorbinsäure falsch informiert haben. Wenn man mit der täglichen Nahrung keine Ascorbinsäure zu sich nimmt, erkrankt man an Skorbut und, so sagten die Mediziner, wenn man keinen Skorbut bekäme, sei man in Ordnung. Ich halte das für einen schweren Irrtum. Der Skorbut ist nicht das erste Anzeichen für einen Vitaminmangel, sondern ein Krankheitszustand kurz vor dem Tod. Um wirklich ganz gesund zu sein, braucht man viel mehr, sehr viel mehr. Ich nehme selbst etwa ein Gramm täglich. Das heißt nicht, dass dies die optimale Dosis ist, weil wir nicht wissen, was es wirklich bedeutet, völlig gesund zu sein und wieviel Ascorbinsäure wir dafür brauchen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass man völlig gefahrlos jede Menge Ascorbinsäure zu sich nehmen kann."

Über den Einsatz und die Dosierung keiner anderen Substanz wird seit Jahrzehnten so kontrovers diskutiert wie über das Vitamin C. Postfaktisches Denken ist keineswegs neu. Schon immer gab es Vorurteile, Unwahrheiten und unlogische Totschlagargumente. Auf der einen Seite heißt es: Wenn Sie sich gesund ernähren, haben Sie alles, was Sie brauchen (Gesundes-Essen-Hypothese). Andererseits wird argumentiert: Seit Jahrzehnten wird die Bevölkerung hinsichtlich des Vitamin C im Mangelzustand gehalten (Mangelversorgungs-Hypothese).

Würde die erste Hypothese stimmen, müssten alle, die sich gesund ernähren, vor Gesundheit nur so strotzen. Das ist bekanntlich leider nicht der Fall. Zahlreiche Studien widerlegten diese Hypothese, bei der es sich eher um eine These, einen Leitsatz handelt, dessen Begründung in Frage steht, die aber gebetsmühlenartig wiederholt wird. Das Deutschlandradio Kultur  titelte: „Das europäische Schweige-Epos – die EPIC-Studie“ (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition, über 500000 Teilnehmer, zahlreiche Publikationen) und lässt die „Elite von Europas Ernährungsforschern“ zu Wort kommen: „Es wird allgemein angenommen, dass man Krebs durch eine hohe Aufnahme von Obst und Gemüse vorbeugen kann. Leider haben die uneinheitlichen Ergebnisse vieler Studien es nicht erlaubt, eine inverse Beziehung zwischen dem Obst- und Gemüsekonsum und dem allgemeinen Krebsrisiko zu etablieren.“ Der „statistisch wertlose“ Schutz liegt bei maximal drei Prozent, und dies bei „schweren Trinkern“, die große Mengen an Obst und Gemüse essen.

Es ist nicht immer leicht, subjektive Einflüsse und Interessenkonflikte abzuwehren. Bekannt ist beispielsweise seit Jahren, dass die Hälfte der Leitlinienautoren Verbindungen finanzieller Art zur Industrie pflegt. Das wird so zur Kenntnis genommen, auch hinterfragt, aber nicht geändert. Dabei sollten vor allem die von der Bevölkerung durch Steuern und Versicherungsbeiträge finanzierten Universitäten in der Lage sein, unabhängig zu forschen. In der Tat kommt ein großer Teil der Forschungsgelder von der Industrie und wird für deren Interessen verwendet. Erst in zweiter Linie ist das Wohl der Bevölkerung gefragt. Darüber hinaus werden Verbesserungen und Neuerungen industriell in der Regel nur eingeführt, wenn sie auch ein Mindestmaß an Rendite versprechen. Nützliches mit weniger als 15 Prozent Rendite wird uns so vorenthalten.

Manchen fällt Umdenken schwer, aus ideologischen, persönlichen oder finanziellen Überzeugungen und Überlegungen. 
Bereits in der ersten Hälfte und in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden fundamentale Erkenntnisse über das Vitamin C erarbeitet. Sie sind überzeugend, beeindruckend, richtig und reproduzierbar. Sie sind so gut, dass sie die Menschheit vor einigen Krankheiten bewahrt hätten, wären sie befolgt worden. Sie wurden der Bevölkerung vorenthalten, was die Mangelversorgungs-Hypothese bestätigt.
Obwohl Ascorbin eine enorme therapeutische Breite besitzt und eine der sichersten Substanzen ist, die wir kennen, wird mit 100 Milligramm pro Tag eine Minimaldosierung empfohlen, die nicht einmal den Präskorbut vermeidet, aber keinesfalls überschritten werden sollte. Dafür gibt es keine rationale, wissenschaftliche Begründung. Auf jeder Packung muss per Gesetz stehen: „Empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschreiten. Kein Ersatz für eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung und gesunde Lebensweise.“ Obwohl ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensweise nachgewiesenermaßen nicht vor Krankheiten schützen.
Die auf die psychologisch subtile Werbung für Süßigkeiten, Fertiggerichte und Junk Food Hereingefallenen müssen darauf nicht verzichten, da die Fünfmal-am-Tag-Obst-und-Gemüse-Kampagne nach Studienlage nur unwesentlich besser ist als eine herkömmliche Ernährungsweise. Aber: Man sollte auf das Gebot der Mäßigung achten, da wir mittlerweile durchschnittlich zehnmal mehr Zucker aufnehmen, als wir biochemisch verarbeiten können.

Eigenartigerweise werden auch Gesundheitsapostel krank, weil mit einem gesunden Essen allein viele Krankheiten eben nicht verhindert werden können. Der Begriff Nahrungsergänzungsmittel ist äußerst unglücklich gewählt. Es geht nicht um eine Ergänzung der Nahrung mit irgendetwas, sondern um die ausreichende Versorgung unseres Körpers mit Stoffen, die zum optimalen Ablauf biochemischer Reaktionen und zur Vermeidung degenerativer Vorgänge gebraucht werden. Aus Sicht der Evolution ist es völlig belanglos, wie alt und krank Menschen werden, solange sie sich fortpflanzen. Deshalb kann man nicht voraussetzen, dass unser Nahrungsangebot ein langes Leben in Gesundheit sicherstellt.

Es geht um ärztliche Behandlungen, nicht mit xenobiotischen Medikamenten, sondern mit körperbekannten, natürlichen Substanzen, die im Sinne von Medikamenten eingesetzt werden. Ihre Definition als Lebensmittel ist willkürlich. Pars pro toto. Kein Mensch käme auf die Idee, Schweine-Insulin als Lebensmittel zu bezeichnen. Aber 5-Hydroxy-Tryptophan soll ein Lebensmittel sein? Es ist ein Bestandteil eines Nahrungsmittels, so, wie ein Motor kein Auto ist, sondern Bestandteil eines Autos.

Nicht nur zur Krankheitsprävention sind natürliche Moleküle geeignet, sondern auch zur Behandlung. Nur wenn damit die Krankheitsvermeidung oder Therapie nicht mehr gelingt, müssen Medikamente eingesetzt werden oder es werden Operationen nötig. Der klügere Weg ist die Vorbeugung. Wie die Beispiele Insulin oder L-Thyroxin bei der Hypothyreose zeigen, sind orthomolekulare Therapien im Repertoire der konventionellen Medizin. Nur das Ascorbin fehlt hier noch in seiner richtigen Dosierung.

Um unseren Schutz vor Krankheiten zu torpedieren, liest man immer wieder Schlagzeilen wie diese: „Verbraucherzentralen warnen vor Überdosis. Wie gesund sind Nahrungs-Ergänzungsmittel? Nahrungsergänzungsmittel versprechen Gesundheit. Sie können aber auch schaden.“ Fakt ist, dass weltweit kein einziger Mensch durch den Verzehr von Mikronährstoffen gestorben ist, aber jährlich in Deutschland mittlerweile 60000 Menschen an Medikamen-ten-Nebenwirkungen sterben. Tendenz stetig steigend. Warum berichtet die Presse im Sommerloch darüber nicht in gleicher Häufigkeit wie über "schädliche" Vitamine?

„Empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschreiten.“ steht auf allen Packungen. Die Verzehrmenge ist niedrig, gesetzlich festgelegt und in der niedrigen Dosierung nicht immer richtig wirksam. Munition für Schlagzeilen, wie diese: Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig und helfen nicht.

Es ist ein Leichtes, zu beweisen, dass eine Substanz nicht wirkt. Man muss nur unterdosieren und zu wenig davon einsetzen. Das ist der Trick im Umgang mit Ascorbin und die daraus resultierende chronisch kontroverse Debatte um seine Wirksamkeit. Genauso leicht ist es, zu beweisen, dass Ovulationshemmer nicht wirken, wie ein Pionier der Orthomolekular-Medizin aufzeigte: Statt täglich eine Tablette zu verordnen empfiehlt man nur die Einnahme einer Tablette pro Woche oder pro Monat. Dadurch wird die Ovulation nicht unterdrückt und die Schwangerschaftsraten sind in der Verumgruppe genauso hoch wie in der Kontrollgruppe.

Hartnäckige Vorurteile, Fehlinformationen und absichtlich fehlerhaft konzipierte Studien verstärken den Schaden für die Gesundheit der Bevölkerung. Das irrationale Gefühl, die Aufnahme von Vitamin C müsse, als ob es sich um ein Gift handele, so niedrig wie möglich gehalten werden, scheint orthodoxe Schulmediziner zu dominieren. Eine Einstellung, die bei nebenwirkungsreichen Pharmaka angebracht ist, wird auf Ascorbin übertragen, obwohl von diesem Vitamin bekannt ist, dass es eine extrem niedrige Toxizität hat.
Empfohlen wird Erwachsenen eine tägliche Ascorbin-Zufuhr von 100 Milligramm. Wie kam man auf diese Dosis? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betrachtet die Vitamin C-Konzentration im Blutplasma als „Spiegel des Versorgungszustandes“, beruft sich auf die sogenannte VERA-Studie  von 1992 und definiert nach dieser den Bereich von 37 bis 121 µMol/L als Normbereich für die Vitamin C-Konzentration. Nicht der Bedarf, der zur Gesunderhaltung und Krankheitsvermeidung nötig ist, wird herangezogen, geschweige denn untersucht oder geschätzt. Es wird einfach der Status quo als Normbereich definiert. Wissenschaftlich betrachtet ist das fragwürdig.

Für Werte unter 37 µMol/L (0,65 mg/dl) im Blutplasma wurde eine ungenügende Vitamin C-Zufuhr angenommen und für Werte unter 20 µMol/L (0,35 mg/dl) wurde Mark Levine 1 zitiert und die Symptome als „vorklinische Symptome“ eines Ascorbinmangels bezeichnet. Wir bezeichnen diese Symptome, als da sind laut DGE „Müdigkeit“, „Leistungsschwäche“, „Beeinträchtigung des seelischen Wohlbefindens“, verzögerte Rekonvaleszenz, „Infektanfälligkeit“ und „schlechte Wundheilung“ als Präskorbut. Was ist daran „vorklinisch“? Nur der Scorbut, bzw. die Moeller-Barlowsche Krankheit bei Säuglingen wird anscheinend als Vitamin C-Mangelkrankheit anerkannt.

Unter Einbeziehung Levines Publikation zur Ascorbin-Kinetik und anderer Veröffentlichungen kommt die DGE zum Entschluss, Ascorbin-Plasmaspiegel >50 µMol/L seien erstrebenswert und mit der Zufuhr von 90-100 mg Vitamin C pro Tag erreichbar. Schwangeren empfiehlt sie 110 mg. Damit landen diese im dritten Trimenon bei einem durchschnittlichen Blutspiegel von 0,35 mg/dl (20 µMol/L) im Präscorbut mit den entsprechenden Beschwerden.

Levines Empfehlung einer Tagesdosis von bescheidenen 200 mg auf Grund seiner kinetischen Untersuchung fand keinen Einzug in die Überlegungen. Carr zitierend glaubt die DGE, mit der Gesamtzufuhr vom 90-100mg Vitamin C pro Tag „eine optimale Verringerung des Risikos chronischer Erkrankungen, speziell der Morbidität und Mortalität infolge Herz-Kreislauf- und Krebskrankheiten“ erzielen zu können. Das erwies sich als Irrtum und Wunschdenken.

Auch im therapeutischen Bereich, in der Onkologie beispielsweise, wurde versucht, den Nutzen des Ascorbins zu entwerten. Anders sind die Aussagen von Moertel, Seniorautor zweier Ascorbin-Studien der Mayo-Klinik, und Wittes, des damaligen Sprechers des National Cancer Instituts der USA, nicht zu interpretieren. Sie verkündeten 1985 „energisch“, dass ihre zweite Studie endgültig und definitiv gezeigt habe, dass Vitamin C gegen fortgeschrittenen Krebs keinen Wert habe, und empfahlen, dass keine weiteren Studien über Vitamin C mehr gemacht werden sollten.

Mit diesem Verdikt wurde versucht, die bahnbrechenden Arbeiten von Cameron, Campbell und Pauling zu entwerten. Neben der Unwissenschaftlichkeit, anderen Forschern einen Maulkorb verpassen zu wollen, waren ihre Studien nicht mit denen von Cameron vergleichbar, da sie nicht das gleiche Protokoll verwandten, sondern unterdosierten.

Cameron et al. zeigten eine erheblich längere und lebensqualitätsmäßig bessere Überlebenszeit von ausbehandelten Malignompatienten („untreatability“), wenn ihnen am Beginn der Behandlung über circa 10 Tage Vitamin C intravenös (10g/Tag) und anschließend lebenslang täglich 10 Gramm oral gegeben wurden. Die durchschnittliche Überlebenszeit war mit 210 Tagen 4,2-mal länger als die der Vergleichsgruppe mit 50 Tagen.

Das war 1976. Zwei Jahre später wurden folgende Resultate veröffentlicht: Die mittlere Überlebenszeit war mit 300 Tagen 5,6-fach länger als in der Vergleichsgruppe. Zweiundzwanzig Prozent von insgesamt 100 Behandelten lebten länger als ein Jahr. In der Kontrollgruppe (1000 Patienten) waren dies nur 0,4 %. Acht Prozent lebten im Mittel 3,5 Jahre und die maximale Überlebenszeit lag bei 14 Jahren.

Die Mayo-Klinik kam aus folgenden Gründen zu anderen Resultaten: Das Moertel-Protokoll verwendete kein intravenöses Vitamin C, gab es nicht lebenslang, sondern im Median nur zweieinhalb Monate und verabreichte Vitamin C auch an die Placebogruppe. Kein Patient verstarb während der Ascorbineinnahme. Die Patienten wurden dann zwei Jahre nachbeobachtet und zeigten eine ähnliche Mortalität wie die Kontrollgruppe. Nicht erwähnt wurde, dass sie kein Vitamin C erhielten, als sie starben, und dass sie auch lange Zeit vor ihrem Tod (Median 10,5 Monate) keines erhielten. Die meisten Patienten der Mayo-Studie hatten vorher Chemotherapie erhalten, die der Vale of Leven-Studie hingegen nur in 4 %, ein weiterer entscheidender Unterschied.

Die physiologische Dosierung von Ascorbin

Den Vitamin C-Durchschnittsverbrauch des Jahres 1992 in Deutschland als ausreichenden Bedarf zu deklarieren, hilft uns bei der Suche nach der physiologischen Ascorbinzufuhr nicht weiter. Wenden wir uns deshalb aussagekräftigeren Analysen zu. Nehmen wir z. B. Linus Pauling, der Essen aus 110 natürlichen, rohen Pflanzen nahm und den Inhalt an Vitaminen in einer Menge berechnete, die uns mit 2500 kcal pro Tag versorgt. Es ergab sich eine Konzentration an zugeführten Vitaminen, die die von der Food and Drug Administration (FDA) oder der DGE täglich empfohlene Menge an denselben um den Faktor 3 überschritt. Die durchschnittlich aufgenommene Menge an Vitamin C lag dabei sogar bei 2,3 g, also 23 mal höher als die empfohlenen 100 mg pro Tag.

Noch bemerkenswerter ist unsere Ascorbinversorgung am Beginn des Lebens. Denn die Plazenta besitzt die Eigenschaft zur Konzentrierung der Ascorbinsäure in der Nabelschnur über die Konzentration im mütterlichen Serum hinaus. Diese Konzentrationsleistung steigt sogar, wenn der mütterliche Blutspiegel an Ascorbin sinkt. Der Embryo, bzw. der Fet, werden also besser versorgt als die Schwangere. An der Versorgung der Ungeborenen mit Ascorbin lässt sich ablesen, welche Zufuhr als physiologisch zu betrachten ist.

Bei einer Zufuhr von 100 mg Vitamin C liegt der Blutspiegel der Schwangeren bei 0,88 mg/100ml Plasma und der der Nabelschnurvene bei 1,77 mg/100ml, ist also beim Ungeborenen doppelt so hoch wie bei der Schwangeren.

Bei einer suboptimalen Versorgung (60 mg tgl.) beträgt der mittlere Blutspiegel der Schwangeren 0,44 mg/100ml und der der Nabelschnur 1,19 mg/100ml (Verhältnis 1:2,7). Bei einer Mangelversorgung der Schwangeren (weniger als 30 mg Ascorbin täglich) wurden im Plasma der Schwangeren im Mittel 0,24 mg Ascorbin /100ml gemessen, in der Nabelschnurvene jedoch 0,89 mg/100ml. Dies entspricht einem Konzentrationsverhältnis von 1:3,7.

Um eine Konzentration an Ascorbin im Blutplasma zu erreichen, die 1,77 mg/100ml beim Ungeborenen entspricht, müssen wir also täglich 4 Gramm zuführen.

Ein weiteres Argument für die physiologisch richtige Dosierung sind die Verhältnisse bei unseren Artgenossen. Es macht Sinn, den für den Menschen erforderlichen Bedarf an Ascorbin mit der Syntheserate der Säugetiere zu vergleichen. Säugetiere produzieren durchschnittlich 10000 mg pro Tag, bezogen auf ein menschliches Körpergewicht von 70 kg, und damit das Hundertfache der bislang als empfohlen bezeichneten Menge. Der niedrigste Wert (336 mg) wurde bei Katzen, der höchste (19250 mg) bei Mäusen gemessen8. Das mag auch ein Hinweis auf den Einfluss von Stress auf die erforderliche Ascorbindosis sein.

Nach Pauling liegt die optimale tägliche Ascorbinaufnahme zwischen 2,3 und 10 g. Berücksichtigt man die individuelle biochemische Variabilität (z. B. Lebergröße oder Genfunktion), liegt die Spannbreite zwischen 250 mg und 20 g.

Ein ebenfalls unschlagbares Argument für die physiologische Ascorbin-Dosierung sind die Empfehlungen für die Ernährung von Labortieren, die kein Vitamin C synthetisieren können. Das Subcommittee on Laboratory Animal Nutrition (USA) schreibt für die Fütterung von Meerschweinchen 4000 mg Ascorbin pro kg Futter vor. Das entspricht 100 – 125 mg/kg KG. Umgerechnet auf ein menschliches KG von 70 kg entspricht dies 7000 – 8750 mg pro Tag.

Für Menschenaffen lautet die Empfehlung: 55 mg /kg KG und Tag und entspricht damit 3830 mg bei 70 kg KG. Diese Fütterungsvorschriften bewegen sich im Bereich der natürlichen Syntheseraten und sind mit einer nur für Menschen empfohlenen Tagesdosis von 100 mg nicht in Einklang zu bringen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Menschen einen ähnlichen Bedarf an Ascorbin haben wie alle anderen Primaten auch, nämlich durchschnittlich 4 Gramm pro Tag.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Im Gegensatz zu manch anderen Vitaminen, vor allem den fettlöslichen, die man nicht überdosieren darf, ist die Skala nach oben für Ascorbin nahezu unbegrenzt. Es ist eine der verträglichsten Substanzen, die wir kennen. Ascorbinsäure ist weit weniger toxisch als Kochsalz oder Zucker. Nach Tierversuchen liegt die letale Dosis bei einer Einmalgabe von über 11000 mg/kg Körpergewicht (KG). Das entspricht bei einem Menschen mit 70 kg KG über 800 Gramm.

In niedriger Dosierung treten keine Nebenwirkungen auf. Wenn man eine größere Menge Vitamin C nüchtern nimmt oder eine sehr hohe Tagesmenge, kann unresorbierte Ascorbinsäure in den Enddarm gelangen und dort, ähnlich wie Zuckermoleküle,  Wasser binden und zu harmlosen Durchfall führen. Diese „bowel-tolerance“ (Darmtoleranzgrenze) ist individuell sehr unterschiedlich und liegt etwa zwischen 5 und 20 Gramm/Tag. Akute Infektionen, chronische Krankheiten, Malignome und Stress verschieben sie deutlich nach oben. Größere Ascorbinmengen können auch Meteo-rismus und Flatulenz verursachen.

Nur eine von drei groß angelegten epidemiologischen Langzeitstudien fand ein minimal höheres Risiko für Nierensteine in Zusammenhang mit täglich >1 g Vitamin C. Ein ursächlicher Zusammenhang ist weltweit in keinem Fall bekannt. Allenfalls hoch dosierte intravenöse Gaben bei Dialysepatienten könnten Nierensteine verursachen; weltweit sind zwei Fälle beschrieben. Die Hälfte aller Nierensteine besteht aus Kalziumphosphat, Magnesiumammoniumphosphat oder Kalziumkarbonat. Diese bilden sich in alkalischem Urin. Ansäuern mit Vitamin C verhindert die Steinbildung. Die andere Hälfte der Nierensteine besteht aus Kalziumoxalat, Urat oder Zystin und bildet sich in saurem Urin. In diesem Fall sollte man Natriumascorbat einnehmen oder Ascorbinsäure mit Soda (Natriumhydrogenkarbonat). Ascorbin erhöht die normale Ausscheidung von Oxalsäure nur unwesentlich; normalerweise werden nur 0,3 % zu Oxalat umgewandelt. Ohnehin entstehen Nierensteine nur bei einer mangelhaften Flüssigkeitszufuhr. Ausreichend zu trinken (1,5 Liter Wasser pro Tag) bewahrt uns davor.

Bei der Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl oder auf Glukose im Urin mittels Teststreifen ist zu beachten, dass Ascorbin ab etwa 15 g täglich die Peroxidasereaktion verhindern kann, dass also Blut im Stuhl bzw. Glukose im Urin ist, ohne dass es festgestellt werden kann. Vorsichtshalber sollte in diesem Fall auf immunologische Stuhlteste zurückgegriffen werden und auf Urinteststreifen, die trotz hoher Ascorbinkonzentrationen verlässliche Ergebnisse liefern.

Ascorbinsäure ist eine schwache Säure, vergleichbar der Essigsäure, aber schwächer als Zitronen-, Milch- oder Weinsäure. Hinsichtlich des Zahnschmelzes gilt, wie für alle Säuren, längeren intensiven Kontakt zu vermeiden. Für Mundspülungen bei Parodontose eignet sich Natriumascorbat. Die Magensäure (Salzsäure) ist eine sehr starke Säure. Besteht eine chronische Gastritis oder eine Refluxkrankheit, sollte Ascorbinsäure zusammen mit Joghurt oder Quark in langsam steigenden Dosen oder Natriumascorbat anstatt Ascorbinsäure eingenommen werden.
Wieviel Ascorbin brauchen wir in welcher Situation?

Zur Vermeidung von Skorbut genügen täglich 20 mg Ascorbin. Zur Verhinderung eines Präskorbuts benötigen wir mindestens 100 Milligramm pro Tag. Wie kam man auf diesen Wert? Am Ende der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts suchte man mit Untersuchungen an Strafgefangenen die minimale Tagesdosis, bei der gerade noch keine Mangelerscheinungen auftraten, und fand 100 mg.
Gesunden wird diese Dosis auch heute noch empfohlen. Für Neugeborene und Säuglinge gelten 50 mg. Wie der Ernährungsbericht 2008 der DGE zeigt, erreicht die Mehrzahl der Säuglinge und der Bewohner von Pflegeheimen bei weitem nicht einmal diese empfohlene Tagesdosis. Pflegeheimbewohner haben eine „deutlich zu geringe Aufnahme“ von Vitamin D (90% der Heimbewohner), Vitamin E (80%), Vitamin B1 bis B12 (70%), Folat (97%), Vitamin C (92%), Calcium (91%), Magnesium (96%), Eisen (82%) und Zink (68%).
In den USA liegt die empfohlene Tagesdosis bei 60 mg Ascorbin. Mark Levine regte auf Grund seiner kinetischen Untersuchungen1 1996 an sieben jungen und gesunden Probanden eine Erhöhung auf 200 mg an. Die Abbildung zeigt, dass dies zu einem Blutspiegel am Anfang der Plateauphase führt. Der geringste Mehrbedarf durch zusätzliche Belastungen lässt den Plasmaspiegel schlagartig in das Mangelversorgungsniveau des Präskorbuts absacken.

Mit einer oralen Tagesdosis  von 18 Gramm erreicht man einen maximalen Ascorbin-Blutspiegel von 220 µMol/L. Mit intravenösen Gaben kommt man auf weit über 10000 µMol/L.

Die bislang empfohlene Tagesdosis und die Schätzung des Bedarfs an Ascorbin für Gesunde sind veraltet und entsprechen weder den Gegebenheiten beim menschlichen Embryo, noch denen bei den Primaten. Der tatsächliche Tagesbedarf für Gesunde liegt vielmehr bei durchschnittlich 4 Gramm, für Kranke bei 6 bis 18 Gramm.

Der Blutspiegel gibt Anhaltspunkte über die Versorgung von Zellen und Gewebe. Der Ascorbingehalt der Gelenkflüssigkeit entspricht dem des Blutplasmas (Nährstoffversorgung der Chondrozyten ausschließlich durch Diffusion). Bei einer mangelhaften Regeneration des Knorpels (Arthrose) ist eine bessere Versorgung der Knorpelzellen mit Ascorbin zur Verbesserung der Kollagensynthese nur durch eine Erhöhung des Blutspiegels zu erhalten. Die adäquate Ascorbindosis liegt in diesem Fall bei 6 g pro Tag.

Stress, Infektionen (auch lokal begrenzte, wie Abszesse) und konsumierende Erkrankungen lassen den Bedarf auf ein vielfaches steigen. In diesen Fällen sollte bis zur Darmtoleranzgrenze dosiert werden, also bis zu der Tagesdosis, die gerade noch nicht zu Durchfall führt.
Zur postoperativen Malignombehandlung und Metastasenprophylaxe ist eine zusätzliche intravenöse Therapie ratsam. Mindestens 15 Gramm, 1:2 in 0,9 % NaCl verdünnt, werden über eine Stunde infundiert. Vorab ist ein Mangel am Enzym  Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase (G6PD) auszuschließen. Die Anzahl der Infusionen richtet sich nach der individuellen Risikobewertung von dreimal wöchentlich über einmal pro Woche bis zu vierteljährlichen Gaben von fünf Infusionen (2 pro Woche). Bei der Behandlung von Metastasen sind auch Dosierungen von 60 und mehr Gramm pro Infusion über zwei Stunden erforderlich.

Diese Therapie offenbart eine der Ungerechtigkeiten unseres Gesundheitswesens. Privatpatienten werden die Infusionen von ihren Krankenversicherungen erstattet, gesetzlich versicherte Kassenpatienten müssen sie selbst zahlen. Unter Missachtung des Nikolausurteils des Bundesverfassungsgerichts weigern sich die gesetzlichen Krankenkassen, diese Kosten zu übernehmen, bezahlen aber die viel teureren Chemotherapien.

Es ist erschreckend festzustellen, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung auf einem zu niedrigen Niveau bei der Versorgung mit Ascorbin liegt und der Entwicklung von Krankheiten wie Akne, Allergien, Arteriosklerose, Arthritis, Arthrose, Asthma bronchiale, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Grauer Star, Grüner Star, Herzinfarkt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinsuffizienz, Hypertonie, Infektionen, Krebs, Makuladegeneration, Parodontose, Rheuma, Sepsis und Wundheilungsstörungen ziemlich schutzlos ausgeliefert ist.
Fest steht, dass eine grammweise Dosierung von Ascorbin vor diesen Krankheiten schützt und zur Behandlung geeignet ist. Darüber hinaus scheint es zu verhindern, dass unsere Haare grau werden. Bereits 1954 wurde in Kanada angiographisch beim Menschen verifiziert, dass sich arteriosklerotische Plaques in den Arterien mit einer täglichen oralen Ascorbindosis von 1,5 g bei 60 % der Patienten innerhalb weniger Wochen zurückbildeten. Auch im Meerschweinchenmodell wurde beobachtet, dass Ascorbin Arteriosklerose verhindert, wenn es physiologisch dosiert wird. Beim Vergleich der Autopsien von an chronischen Krankheiten Verstorbenen mit Unfalltoten fand sich bei ersteren in der Aortenwand immer deutlich weniger bis überhaupt kein Ascorbin mehr, weil es durch die konsumierenden Krankheiten verbraucht worden war. Sie starben mit/an Skorbut.

Die Arteriosklerose ist eine Vitamin C-Mangelkrankheit. Mit circa 50 mg Ascorbin pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (3,5 g / 70 kg KG) und mehr kann Arteriosklerose verhindert und beseitigt werden. Dies entspricht etwa einem gehäuften Teelöffel Vitamin C Pulver pro Tag, verteilt auf zwei oder mehr Einzelgaben nach dem Essen.

Mit der Dosierung von 4 Gramm Ascorbin pro Tag können viele weitere degenerative und autoimmunologische Erkrankungen vermieden und behandelt werden.

Am schwierigsten zu behandeln sind akute Virusinfektionen der Atemwege. Beginnt man hochdosiert bei den frühesten Prodromalsymptomen, d. h. mit oral 1 – 2 g / Stunde (oder lokal mit 20 Tropfen einer 3 %igen , kann man den Infekt kupieren, unter Akzeptanz der unausweichlich flüssig werdenden Faeces. Beginnt man zu spät oder dosiert zu niedrig, wird der Infekt nicht mehr abgeblockt, sondern nur der Krankheitsverlauf abgekürzt und die Symptomatik reduziert.
Ascorbin – ein besonderes „Vitamin“

Vitamine sind lebensnotwendige Amine, die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, da sie im Körper nicht synthetisiert werden können. Für die meisten Lebewesen ist Vitamin C in diesem Sinne kein Vitamin, da sie es bilden können. Nur wir Menschen können dies nicht, ebenso wenig wie Menschenaffen, Meerschweinchen, Fische und manche Fledermäuse.

Uns Menschen und diesen Tieren fehlt das Enzym L-Gulonolacton-Oxidase, um aus Glucose, bzw. aus Uridin-5´-diphosphoglucose, über L-Gulonolacton (= L-Gulonsäurelacton) L-Ascorbinsäure (= Enolform des 2-Keto-L-gulonolacton) zu synthetisieren.
Solche enzymatischen Reaktionen kosten, wenn auch sehr wenig, so doch Energie. Vergleichsweise winzige Energieeinsparungen führten in der Evolution zu erheblichen Selektionsvorteilen. Dies vermutet man als Ursache dafür, dass angesichts eines reichlichen Vorkom-mens der Ascorbinsäure in der Nahrung vor mehreren Millionen Jahren die Primaten neben anderen Spezies die Fähigkeit zur Synthese der L-Gulonolacton-Oxidase verloren.

Der Körper geht sehr ökonomisch auch mit dieser Substanz um. Der aktive Rückresorptionsmechanismus in den Nieren bewirkt, dass Vitamin C bis zu einer Tagesdosis von 100 mg nicht, darüber hinaus, wie Calcium, Magnesium, Glukose und alle anderen kleinen Moleküle auch, ausgeschieden wird.

Diese Nierenschwelle weist auf einen höheren Bedarf hin, als für Vitamine üblich ist, deren Tagesbedarf im Mikrogramm- und im ein- bis zweistelligen Milligrammbereich angesiedelt ist. So wird es lediglich als historisch betrachtet, dass Vitamin C unter den Vitaminen eingeordnet wurde, weil diese Substanz chronologisch nach Vitamin A und B und vor D und E entdeckt wurde. Irwin Stone, der Linus Pauling auf Ascorbin brachte, bezeichnete es als essentielle Substanz.

Vitamin C, Ascorbin und Ascorbinsäure werden synonym verwendet. Ascorbat bezeichnet die Verbindungen mit Kationen. Natrium- und Calciumascorbat wirken basisch („gepuffertes“ Ascorbin) und eignen sich besonders bei einem empfindlichen Magen. Natriumascorbat findet als Infusionslösung oder zur säurefreien Mundspülung Verwendung. Pro Gramm Ascorbat sind circa 120 mg Natrium enthalten. Ascorbylpalmitat, die Verbindung mit Palminsäure, macht Vitamin C fettlöslich. Bei oraler Aufnahme liegt die Halbwertszeit bei sechs bis acht Stunden,  bei intravenöser Applikation beträgt sie eine halbe Stunde.
Verwendete Literatur

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Wikipedia
Brockhaus
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