Vitamin C
Ascorbinsäure (Vitamin C, Kurzform: Ascorbin) ist eine essenzielle Substanz, die unser Körper - im Gegensatz zu fast allen Säugetieren - nicht selbst bilden kann. Dieser Stoff kann uns vor vielen Krankheiten schützen.
Die richtige Dosierung von Ascorbin
Auch heutzutage noch kennen nur wenige die richtige Dosis. Gebetsmühlenartig wird nahezu ausnahmslos seit Jahrzehnten eine tägliche Ascorbin-Zufuhr von 100 Milligramm (mg) empfohlen. Wie kam man auf diese Dosis?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betrachtete die Vitamin-C-Konzentration im Blutplasma als „Spiegel des Versorgungszustandes“ [1], berief sich auf die sogenannte VERA-Studie [2] von 1992 und definierte nach dieser den Bereich von 37 bis 121 Mikromol (µmol) Ascorbinsäure pro Liter Blut als Normbereich für die Vitamin C-Konzentration. Der Status quo wurde als Normwert definiert. Ist das zulässig? Macht das Sinn?
Der Normbereich anderer Moleküle im Blut, z. B. der Elektrolyte Natrium, Kalium oder Magnesium, wurde auf ähnliche Weise gefunden, mit dem Unterschied, dass deren Blutspiegel in engen Grenzen konstant gehalten werden. Denn Abweichungen nach unten und oben sind mit dem Leben nicht vereinbar.
Anders beim Ascorbin. Obwohl zahlreiche Stoffwechselprozesse von einer ausreichenden Versorgung abhängen, ist in der orthodoxen Medizin nur der Skorbut als Mangelkrankheit etabliert. Dieser wird mit einer Tagesdosis von 100 mg vermieden. Es wurde nicht untersucht, bei welcher Dosis eine optimale Versorgung besteht.
Im Gegensatz zu anderen Molekülen im Blut drohen aber keine Gefahren, wenn die Ascorbinzufuhr höher ist als 100 mg. Im Gegenteil.
Etliche Krankheiten können damit vermieden werden. Warum wird trotz fehlender Toxizität davor gewarnt, mehr Ascorbin zu nehmen, als zur Skorbutvermeidung nötig ist?
Auch kommt es bei vielen Substanzen nicht nur auf den Blutspiegel, sondern auf den Gewebespiegel und den Verbrauch an.
100 mg Vitamin C am Tag gelten für den Sechsjährigen und die multimorbide 80-Jährige, bei 40 Kilogramm Körpergewicht genauso wie bei 140 Kilogramm. Den Vitamin-C-Durchschnittsverbrauch einer Stichprobe von wenigen, jungen, gesunden Probanden des Jahres 1992 in Deutschland als ausreichenden Bedarf zu deklarieren, hilft uns bei der Suche nach der richtigen Ascorbinzufuhr nicht
weiter. Wenden wir uns deshalb aussagekräftigeren Analysen zu.
Jeder weiß, dass Vitamin C lebensnotwendig ist. Fragt man: „Wieviel nehmen Sie?“, erhält man als Antwort: „Ich esse viel Obst“. Genügt das? Das genügt, um den Skorbut zu vermeiden. Es genügt aber nicht für jeden, um bis ins höchste Alter einigermaßen gesund zu bleiben.
Dazu muss man höher dosieren. Wie hoch ist diese höhere Dosierung?
Linus Pauling, der den Begriff Orthomolekular-Medizin einführte und definierte, machte sich die Mühe zu untersuchen, wie viele Vitamine wir aufnehmen, wenn wir uns mit so viel Obst, Nüssen, Beeren, Salat und rohem Gemüse ernähren, dass wir unseren Hunger gestillt und pro Tag 2.500 kcal aufgenommen haben. Es ergab sich eine Konzentration an zugeführten Vitaminen, die die von der Food and Drug Administration (FDA) oder der DGE täglich empfohlenen Menge an denselben um den Faktor drei überschritt. Die durchschnittlich aufgenommene Menge an Vitamin C lag dabei sogar bei 2,3 g, also 23-mal höher als die allgemein hin empfohlenen 100 mg.
Die optimale tägliche Zufuhr
Wie der Ernährungsbericht 2008 [4] der DGE zeigt, erreicht die Mehrzahl der Säuglinge und der Bewohner von Pflegeheimen bei Weitem nicht einmal die Tagesdosis von 50 beziehungsweise 100 mg.
Pflegeheimbewohner haben eine „deutlich zu geringe Aufnahme“ von
-Vitamin D (90 % der Heimbewohner),
-Vitamin E (80 %),
-Vitamin B1 bis B12 (70 %),
-Folat (97 %),
-Vitamin C (92 %),
-Kalzium (91 %),
-Magnesium (96 %),
-Eisen (82 %) und
-Zink (68 %).
Ein weiteres Argument für die physiologisch richtige Dosierung sind die Verhältnisse bei unseren Artgenossen. Es macht Sinn, den für den Menschen erforderlichen Bedarf an Ascorbin mit der Syntheserate der Säugetiere zu vergleichen. Sie produzieren durchschnittlich 10 g am Tag, bezogen auf ein menschliches Körpergewicht von 70 kg, und damit das Hundertfache der bislang als empfohlen bezeichneten Menge. Derniedrigste Wert (336 mg) wurde bei Katzen, der höchste (19.250 mg) bei Mäusen gemessen [5]. Dieses breite Spektrum mag auch ein Hinweis auf den Einfluss von Stress auf die Ascorbin-Syntheseraten sein.
Nach Pauling liegt die optimale tägliche Ascorbinaufnahme zwischen 2,3 und 10 g. Berücksichtigt man die individuelle biochemische Variabilität (z. B. Lebergröße, Genfunktion) und die Lebensumstände (Stress), liegt die Spannbreite zwischen 250 mg und 20 g [6].
Ein weiteres unwiderlegbares Argument für die physiologische Ascorbin-Dosierung sind die Empfehlungen für die Ernährung von Labortieren, die kein Vitamin C synthetisieren können. Das Subcommittee on Laboratory Animal Nutrition (USA) schreibt für die Fütterung von eerschweinchen, die wie die Menschen kein Vitamin C bilden können, 4 g Ascorbin pro Kilogramm Futter vor [7]. Das führt zu einer Vitamin C Aufnahme von rund 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht und entspricht 7 g bei einem menschlichen Körpergewicht von 70 kg.
Für Menschenaffen lautet die Fütterungsempfehlung: 55 mg/kg Körpergewicht und Tag und entspricht damit 3,85 g bei 70 kg Körpergewicht. Diese Fütterungsvorschriften bewegen sich im Bereich der Syntheseraten derjenigen Säugetiere, die Vitamin C bilden können, und sind mit
einer ausschließlich für die Menschen empfohlenen Tagesdosis von 100 mg nicht in Einklang zu bringen.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass Menschen den gleichen Bedarf an Ascorbin haben wie alle anderen Primaten auch, nämlich durchschnittlich 4 g/Tag bei 70kg Körpergewicht beziehungsweise 50 mg/kg Körpergewicht.
Kein Vitamin, sondern eine essenzielle Substanz
Vitamine sind lebensnotwendige Amine, die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, da sie im Körper nicht synthetisiert werden können. Für die meisten Lebewesen ist Vitamin C in diesem Sinne kein Vitamin, da sie es bilden können. Nur wir Menschen können es nicht, ebenso wenig wie Menschenaffen, Meerschweinchen, Fische und manche Fledermäuse. Uns Menschen und diesen Tieren fehlt das Enzym L-Gulonolacton-Oxidase, um aus Glukose (bzw. aus Uridin-5´-diphosphoglucose) L-Ascorbinsäure zu synthetisieren.
Solche enzymatischen Reaktionen kosten – wenn auch sehr wenig – doch Energie. Vergleichsweise winzige Energieeinsparungen führten in der Evolution zu erheblichen Selektionsvorteilen. Das vermutet man als Ursache dafür, dass angesichts eines reichlichen Vorkommens der Ascorbinsäure in der Nahrung vor mehreren Millionen Jahren die Primaten neben anderen Spezies die Fähigkeit zur Synthese der L-Gulonolacton-Oxidase verloren.
Der Körper geht sehr ökonomisch mit lebenswichtigen Stoffen um. Der aktive Rückresorptionsmechanismus in den Nieren bewirkt, dass Vitamin C bis zu einer Tagesdosis von 100 mg nicht, darüber hinaus, wie Glukose und alle anderen kleinen Moleküle auch, ausgeschieden wird. Diese Nierenschwelle weist auf einen höheren Bedarf hin, als für Vitamine üblich ist, deren Tagesbedarf im Mikrogramm- und im ein- bis zweistelligen Milligrammbereich angesiedelt ist.
So wird es lediglich als historisch betrachtet, dass Vitamin C unter den Vitaminen eingeordnet wurde, weil diese Substanz chronologisch nach Vitamin A und B und vor D und E entdeckt wurde. Irwin Stone, der Linus Pauling auf Ascorbin aufmerksam machte, bezeichnete es als essenzielle Substanz.
Vitamin C, Ascorbin und Ascorbinsäure werden synonym verwendet. Ascorbat bezeichnet die Verbindungen mit Kationen. Natrium- und Kalziumascorbat wirken basisch („gepuffertes“ Ascorbin)
und eignen sich besonders bei einem empfindlichen Magen oder für Kleinkinder. Natriumascorbat
findet als Infusionslösung oder zur säurefreien Mundspülung Verwendung. Pro Gramm Natriumascorbat sind zirka 120 mg Natrium enthalten. Ascorbylpalmitat, die Verbindung mit Palminsäure, macht Vitamin C fettlöslich.
Bei oraler Aufnahme liegt die Halbwertszeit im Blut bei sechs bis acht Stunden [8], bei intravenöser Applikation beträgt sie eine halbe Stunde.
Wofür ist Ascorbin notwendig?
Ascorbin ist für den normalen Ablauf zahlreicher biochemischer Reaktionen unseres Körpers lebenswichtig.
- Es ist essenziell für die Hydroxylierung von Lysin und Prolin zu Hydroxylysin und Hydroxyprolin, die wesentliche Bestandteile des Kollagens sind. Ohne ausreichende Zufuhr leidet die Kollagensynthese. Knorpel minderwertiger Qualität disponiert zu Bandscheibenvorfällen und eine unzureichende Synthese kann den Gelenkknorpelabrieb nicht ausgleichen; Arthrose ist die Folge.
- Zur Vermeidung von Skorbut genügen täglich 20 mg Ascorbin. Zur Verhinderung eines Präskorbuts benötigen wir mindestens 100 mg/Tag.
- Ascorbin schützt in physiologischer Dosierung (50 mg/kg Körpergewicht und Tag) vor Arteriosklerose und kann eine vorhandene Arteriosklerose, wie Tierversuche und Studien beim Menschen zeigten, beseitigen. [9–11]
- Es ist essenziell für die Noradrenalinsynthese und damit auch im Gefolge für die Adrenalin- und Serotoninbildung. Adrenalin steht für Aktivität und Serotonin für Stimmungsaufhellung.
- Mit 1,3 mmol/l in neutrophilen Leukozyten und 3,5 mmol/l in Monozyten übertrifft die Konzentration von Ascorbin in diesen korpuskulären Blutbestandteilen die des Plasmaspiegels um den Faktor 100 und das bereits dann, wenn nur 100 mg täglich zugeführt werden. Diese hohe Anreicherung schon bei niedrigster Zufuhr deutet auf die immense Bedeutung des Ascorbins für die Leukozytenfunktion und die Abwehr viraler und bakterieller Infekte hin. Auch wird mit Ascorbin die
Phagozytenmotilität verbessert. - Jede Virusinfektion lässt sich mit oralen Tagesdosen im zweistelligen Grammbereich beziehungsweise mit intravenösen Gaben über einige bis mehrere Tage beseitigen.
- Als Sepsisprophylaxe und zur Therapie von Sepsis und Schock sollte es nicht fehlen und ist hierbei in der Regel intravenös zu applizieren.
- Die Carnitinsynthese und damit die Lipolyse, der Fettabbau, laufen nicht ohne Ascorbin ab.
- Weiterhin ist es für die Fraktur- und Wundheilung einschließlich Dekubitus und Verbrennungen erforderlich. Die bekannt schlechte Wundheilung bei Diabetikern kann mit Ascorbin vermieden
werden. - Vitamin C schützt vor Grauem Star (Katarakt), Grünem Star (Glaukom) und Makuladegeneration.
- Darüber hinaus erhöht es die Leistungsfähigkeit, erleichtert die Menstruation und ermöglicht eine bessere Stressbewältigung.
- Der Ascorbinbedarf steigt bei Stress auf ein Mehrfaches.
- Die Steroid-Hydroxylierung (Hormonbildung) findet nicht ohne Ascorbin statt.
- Das Sehvermögen und die Weiterleitung optischer Reize hängen mit der
Ascorbinversorgung zusammen. - Darüber hinaus hat es weitere zahlreiche Coenzymfunktionen.
- Ascorbin ist ein universales Antitoxin, erhöht somit aber auch den Anästhetika-Verbrauch bei Operationen.
- Seine Bedeutung als DNA- und Oxidationsschutz steht außer Frage.
Bedeutung bei Stress
Aus Tierversuchen (Burns, 1954) ist bekannt, dass bei Stress der Bedarf beziehungsweise die Synthese auf das zehnfache zunimmt, weil sehr viel Ascorbin für die gesteigerte Noradrenalinproduktion
erforderlich ist. Ist der Nachschub limitiert, fehlt Ascorbin in den übrigen Stoffwechselwegen. Es ist
demnach plausibel, dass Menschen mit wenig Stress weniger Ascorbin brauchen als Menschen mit viel Stress. Erstere haben bei gleicher Dosierung wie letztere eine geringere Erkrankungswahrscheinlichkeit.
Neben körperlichem Stress durch Infektionen, Leistungssport, ungewöhnlich anstrengende Arbeiten, Rauchen und anderen Toxin-Einwirkungen oder Kanzerogenen in Abgasen und Nahrung geht auch psychischer Stress mit einem gesteigerten Ascorbinbedarf einher.
Tritt bei einer Mangelversorgung ein Virusinfekt auf, wird Ascorbin hauptsächlich zur Virusabwehr für die Leukozytenfunktion benötigt und fehlt für die Noradrenalinproduktion: Wir fühlen uns abgeschlagen.
Neben der die Infektabwehr schwächenden erhöhten Cortisolproduktion fehlt bei Stress Ascorbin für die Leukozytenfunktion und Infektabwehr, im ungünstigsten Fall auch für den DNASchutz. Es kann leichter Krebs entstehen.
Ascorbin in der Onkologie
Neuere Untersuchungen [12] bewiesen, dass hohe Ascorbinkonzentrationen, wie sie bei intravenöser Applikation [13] erreichbar sind, selektiv Krebszellen durch die Erzeugung von Wasserstoffperoxid
(H2O2) abtöten. In dieser Dosierung wirkt Ascorbin erstaunlicherweise nicht antioxidativ, sondern selektiv auf Krebszellen oxidativ und schädigt nicht gesunde Körperzellen. Es vernichtet auch
Krebszellen, die gegen Chemotherapeutika resistent sind.
Weiteres können Sie der unten angefügten Publikation entnehmen.
Nebenwirkungen?
Im Gegensatz zu den fettlöslichen Vitaminen, die man nicht überdosieren darf, ist die Skala nach oben für Ascorbin nahezu unbegrenzt. Es ist eine der verträglichsten Substanzen, die wir kennen.
Ascorbinsäure ist weit weniger toxisch als Kochsalz oder Zucker.
Nach Tierversuchen liegt die letale Dosis bei einer Einmalgabe von über 11.000 mg/kg Körpergewicht. Das entspricht bei einem Menschen mit 70 kg Körpergewicht über 800 g. In niedriger Dosierung treten keine Nebenwirkungen auf. Wenn man eine größere Menge Vitamin C oral oder eine sehr hohe Tagesmenge einnimmt, kann unresorbierte Ascorbinsäure in den Enddarm gelangen und dort Wasser binden und zu harmlosem Durchfall führen. Diese Darmtoleranzgrenze (bowel-tolerance) ist individuell sehr unterschiedlich und liegt etwa zwischen 5 und 20 g/Tag. Akute Infektionen, chronische Krankheiten, Malignome und Stress verschieben sie deutlich nach oben. Größere Ascorbinmengen können auch Meteorismus verursachen.
Nur eine von drei groß angelegten epidemiologischen Langzeitstudien fand ein minimal höheres Risiko für Nierensteine in Zusammenhang mit einer täglichen Einnahme von mehr als einem Gramm (Pauling, 1986). Ein ursächlicher Zusammenhang ist weltweit in keinem Fall bekannt [14]. Allenfalls hoch dosierte intravenöse Gaben bei hochgradiger Niereninsuffizienz (Dialysepatienten) könnten Nierensteine verursachen; weltweit sind zwei Fälle beschrieben [15].
Die Hälfte aller Nierensteine besteht aus Kalziumphosphat, Magnesiumammoniumphosphat oder Kalziumkarbonat. Diese bilden sich in alkalischem Urin. Ansäuern mit Vitamin C verhindert die Steinbildung.
Die andere Hälfte der Nierensteine besteht aus Kalziumoxalat, Urat oder Zystin und bildet sich in saurem Urin. In diesem Fall sollte man Natriumascorbat einnehmen oder Ascorbinsäure mit Soda
(Natriumhydrogenkarbonat).
Ascorbin erhöht die normale Ausscheidung von Oxalsäure nur unwesentlich; normalerweise werden nur 0,3 Prozent zu Oxalat umgewandelt. Ohnehin entstehen Nierensteine nur bei einer mangelhaften Flüssigkeitszufuhr. Ausreichend zu trinken (1,5 Liter Wasser pro Tag) bewahrt uns davor.
Bei der Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl oder auf Glukose im Urin mittels Teststreifen ist zu beachten, dass Ascorbin ab etwa 15 g täglich die Peroxidasereaktion verhindern kann, dass
also Blut im Stuhl beziehungsweise Glukose im Urin ist, ohne dass es festgestellt werden kann.
Vorsichtshalber sollte in diesem Fall auf immunologische Stuhlteste zurückgegriffen werden und auf Urinteststreifen, die trotz hoher Ascorbinkonzentrationen verlässliche Ergebnisse liefern.
Ascorbinsäure ist eine schwache Säure, vergleichbar der Essigsäure, aber schwächer als Zitronen-, Milch- oder Weinsäure. Hinsichtlich des Zahnschmelzes gilt wie für alle Säuren längeren intensiven Kontakt zu vermeiden. Für Mundspülungen bei Parodontose eignet sich Natriumascorbat.
Die Magensäure (Salzsäure) ist eine sehr starke Säure. Besteht eine chronische Gastritis oder eine Refluxkrankheit, sollte Ascorbinsäure zusammen mit Joghurt oder Quark in langsam steigenden Dosen oder Natriumascorbat anstatt Ascorbinsäure eingenommen werden.
Praktische Anwendung: Orale Einnahme von Vitamin C
Eine einfache Methode zur Aufnahme der täglichen physiologischen Ascorbin-Dosis (50 mg/kg Körpergewicht) sieht folgendermaßen aus, wobei individuelle Modifikationen natürlich möglich sind.
Reines Vitamin C ist preiswert als Pulver in Dosen zu 100 Gramm in Apotheken erhältlich.
Man rührt einen gut gehäuften Teelöffel davon (entspricht 4 bis 4,5 g) in eine mit Leitungswasser gefüllte Kaffeetasse (100 bis 125 ml) ein, bis sich der Bodensatz aufgelöst hat. Nach dem Frühstück
beginnend, trinkt man über den Tag verteilt schluckweise alle paar Stunden bis zum Abend die Tasse leer. In Wasser gelöst, bleibt das Vitamin C über diese Zeit wirksam, ohne vom Luftsauerstoff
oxidiert zu werden. Fehlt infolge der Lebensumstände dazu die Zeit und Gelegenheit, kann man die Tagesdosis auch auf zwei Portionen verteilen, eine nach dem Frühstück und eine nach dem Abendessen.
Bei psychischem und/oder physischem Stress sollte man die Dosis verdoppeln bis verfünffachen. Man erkennt die passende Dosierung an einer normalen Darmfunktion mit täglich ein bis drei Darmentleerungen und daran, dass keine Darmträgheit auftritt.
Akut drohende Virusinfektionen lassen sich vermeiden, wenn man bei den frühesten Anzeichen (Gliederreißen, kalte Füße, Unwohlsein, Kratzen im Hals, Niesen, dünnflüssige Nasensekretion) stündlich zwei Gramm und am nächsten und übernächsten Tag zweistündlich 2 g Ascorbin einnimmt. Durchfall als Nebenwirkung ist bei dieser Dosierung manchmal nicht vermeidbar, bei der Güterabwägung aber das kleinere Übel.
Gestillte Neugeborene erhalten die physiologische Dosis an Vitamin C über die Muttermilch, wenn die Wöchnerin 4 g/Tag einnimmt. Nicht Gestillte, Kleinkinder und Kinder erhalten ihre nötige
Dosis, indem man ein auf das Körpergewicht abgestimmtes Aliquot der oben beschriebenen Ascorbinlösung verabreicht. 5 g Ascorbin in 100 ml Wasser entsprechen 50 mg/ml. Ein Kind mit 10
kg Körpergewicht erhält mit 10 ml dieser Lösung über den Tag verteilt also 500 mg Ascorbin.
Vitamin C intravenös
Höhere Blutspiegel an Vitamin C sind nicht nur bei bakteriellen und viralen Infektionen hilfreich, sie wirken auch selektiv zytotoxisch auf Malignome. Zur Metastasenprophylaxe nach der Primäroperation ist, besonders bei hohem Rezidivrisiko, eine intravenöse Ascorbingabe sinnvoll.
Weiteres finden Sie in der unten angegebenen Publikation.
Unsere Zukunft
Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft und eine ehrliche Wissenschaft gewinnen. Millionen Menschen leiden an vermeidbaren Krankheiten, besonders Zivilisationskrankheiten. Die Zahl der Gesunden lässt sich aber nur deutlich vermehren, wenn flächendeckend die physiologische Ascorbindosierung zum Einsatz kommt.
Im Medizinstudium lernt man bislang darüber gar nichts. Das muss sich ändern. Die Lehrpläne für Biochemie, Ernährungsmedizin, Pharmakologie und Physiologie sollten dahingehend erweitert werden. Dafür trägt auch der Staat die Verantwortung. Innen-, Gesundheits- und Forschungsministerien obliegt die Aufgabe, nicht nur High-Tech-Vorhaben zu finanzieren, sondern generell für das Gemeinwohl zu arbeiten und eine möglichst optimale Gesundheit aller Bevölkerungsschichten zu ermöglichen. Die Gewissheit der bisherigen Datenlage ist nicht zu negieren.
Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, dass Schaden von ihr gewendet wird.
Literaturhinweise
1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.):
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Umschau/
Braus, Frankfurt am Main, 1. Aufl., 2. korr.
Nachdruck 2001.
2 Heseker H, Schneider R, Moch KH, Kohlmeier M,
Kübler W: Vitaminversorgung Erwachsener in der
Bundesrepublik Deutschland, VERA-Schriftenreihe
Bd. IV, Wiss. Fachverlag Dr. Fleck, Niederkleen;
1992.
3 Clements FW: Infant Nutrition: Its Physiological
Basis. Bristol, John Wright and Sons Ltd.
4 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.):
Ernährungsbericht 2008.
5 Burns JJ, Mosbach EH, Schulenberg S: Ascorbic
acid synthesis in normal and drug-treated rats,
studied with L-ascorbic-1-C14 acid. J Biol Chem,
1954; 207: 679–687.
6 Pauling L: How to Live Longer and Feel Better.
Oregon State University Press, 1986.
7 Nutrient Requirements of Laboratory Animals.
Fourth Revised Edition, 1995. Subcommittee
on Laboratory Animal Nutrition, Committee on
Animal Nutrition, Board on Agriculture, National
Research Council. National Academy Press,
Washington, D.C., 1995.
8 Levine M, Conry-Cantilena C, Wang Y, Welch RW
et al.: Vitamin C pharmacokinetics in healthy
volunteers: Evidence for a recommended dietary
allowance. Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1996; 93:
3704–3709.
9 Willis GC, Light AW, Gow WS: Serial Arteriography
in Atherosclerosis Human Beings. Canad. M. A. J.,
Dec. 1954; 71.
10 Willis GC: The Reversibility of Atherosclerosis.
Canad. M. A. J., 1957; 77: 106–109.
11] W illis GC, Fishman S: Ascorbic Acid Content of
Human Arterial Tissue. Canad. M. A. J., April
1955; 72.
12 Chen Q, Espey MG, Krishna MC, et al:
Pharma¬cologic ascorbic acid concentrations
selectively kill cancer cells: Action as a pro-drug
to deliver hydrogen peroxide to tissues. Proc Natl
Acad Sci, 2005; 102: 13604–13609.
13] Welker BG: Intravenous Ascorbate Treatment
of Breast Cancer: A Case Report. JOM, 2011; 4:
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14 Curhan G.C., Willett W.C., Rimm E.B., Stampfer
M.J. (1996) A prospective study of the intake of
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inmen. J Urol; 155: 1847–1851.
15 Lawton JM, Conway LT, Crosson JT, Smith
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aftermassive ascorbic acid administration. Arch
Intern Med. 1985 May;145(5):950–951.